„Ottilie“ und „Wulli“ nehmen am Unterricht teil

Delbrücker St. Marien-Grundschule ist Projektschule für Schulclowns

Die Delbrücker St. Marien-Grundschule ist eine von zwei Projektpartnerschulen für die Ausbildung von Schulclowns im Kreis Paderborn. Die Schulclowns können „witzig“, sind aber in ernsten Momenten auch genauso leise und einfühlsam im Umgang mit den Kindern. Eine Humorkostprobe gab es für das Foto mit Konrektorin Laura Fedde (von links), Schulclown Anna Schwede als „Ottilie“, die beiden Schülerinnen Carla und Ida, Schulclown Kerstin Ritzenhoff als „Wulli“ und die Schulleiterin Marion Gerson. Foto: Axel Langer

Delbrück - Westfalen-Blatt 08.11.2022

Bereits seit zehn Jahren ist Anne Schwede als Klinikclown aktiv. Sie sorgt mit Späßen für Lachen bei den Kranken oder ist in schwierigen Situationen auch mal ganz Ohr und hört einfach zu. Nun hat sie eine Idee aus Israel aufgegriffen, dort sind Clowns auch an Schulen unterwegs.
„Die Aufgabe als Schulclown ist eine Weiterentwicklung der Klinikclowns“, so die Trägerin der Paderborner Kulturnadel. Noch sind Schulclowns in Deutschland nicht sehr weit verbreitet. In Süddeutschland gäbe es in einer Stadt zwölf ausgebildete Schulclowns, im Bereich Paderborn kämen weitere acht Schulclowns hinzu. Neben der Sertürnerschule in Schloß Neuhaus ist die St. Marien-Grundschule in Delbrück Projektpartner bei der Ausbildung neuer Schulclowns.
„Die Idee, Humor und Leichtigkeit in den Schulunterricht zu bringen, hat uns sehr gefallen. Die Clowns sorgen für ein Lächeln bei den Kindern und fügen sich in den Unterrichtsalltag ein. Die Schulclowns bieten außerdem die Möglichkeit für die Kinder einen ganz neuen Zugang zum Schulstoff oder zur Klassensituation zu bekommen“, berichtet die stellvertretende Leiterin der St. Marien-Grundschule, Laura Fedde, nach dem Projektstart begeistert. „Eine Schülerin erzählte mir vor einigen Wochen, den Erwachsenen würde sie das ja nicht erzählen, aber mir schon“, sieht Anna Schwede, die als „Ottilie“ im Unterricht auftaucht, durch die neue Person an der Schule ganz neue Möglichkeiten.
Clownstechniken und Improvisation
Auf der Suche nach Projektschulen hätte sie nach offenen Türen gesucht und solche in Delbrück gefunden. Einmal in der Woche ist sie nun an der St. Marienschule unterwegs und besucht jede Klasse. „Wir sorgen allerdings nicht für Chaos und Lachsalven, sondern fügen uns in den laufenden Unterricht ein. Wenn der Lehrer sagt, es ist gerade wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler aufmerksam zuhören, dann können wir auch ganz leise und unauffällig sein“, beschreibt Kerstin Ritzenhoff die Aufgabe der Schulclowns.
Als „Wulli“, Schulclown in Ausbildung, begleitet sie Anne Schwede. Innerhalb von drei Wochen werde die Clowns auf ihre Aufgaben an einer Schule vorbereitet. „Clownstechniken, der Auftritt auf einer Bühne gehören genauso dazu wie Improvisation. Und natürlich erfolgt die Ausbildung in Theorie und ganz viel Praxis“, erläutert Anne „Ottilie“ Schwede. Möglich machen Fördergelder das Projekt. „Außerdem unterstützt unser Förderverein das Projekt“, so Schulleiterin Marion Gerson.
Kommen die Clowns in die Klasse, haben sie eine ganz neue Perspektive auf Schüler und Unterricht. Gerade Kinder in schwierigen Situationen, sei es vom Elternhaus her oder von der Situation in der Schule, haben durch die Schulclowns einen zusätzlichen Ansprechpartner. Den Clowns vertrauen Kinder in diesem Alter auch schon mal „Geheimnisse“ an, die sie sonst niemandem erzählen würden. „Wir erklären auch schon mal Dinge des Unterrichts und haben dabei einen ganz anderen Zugang zu den Schülern. Oder wenn eine Schülerin oder ein Schüler neu in die Klasse gekommen ist, können wir die Hemmschwelle durch unseren Auftritt abbauen. In der Sertürnerschule bin auch ich zum Start des Schuljahres richtig eingeschult worden, so richtig mit kleiner Schultüte“, ist Anne Schwede die Begeisterung für die Arbeit mit Kindern anzumerken.
Und auch die Kinder sind dankbar für die Schulclowns, wie bei einem Gang in die Pausenhalle schnell zu merken ist. „Für die Kinder hat Ottilie ganz schnell zum Schulalltag dazugehört, als authentische Vertrauensperson“, freut sich auch Marion Gerson auf die weitere Zusammenarbeit.

Von Axel Langer